Meine lieben jungen Freunde,
Ihr habt mich überrascht. Niemand hat mir vorher von Eurem Unternehmen etwas gesagt.- Ihr habt mich erfreut. Euer Fackelzug ist mir ein Beweis, daß ich auf dem rechten Weg
bin. Warum unterrichte ich überhaupt noch an unserer Schule! Nicht aus fachlichem Interesse, um etwa zum 50-sten Male die Schwingungsgleichung abzuleiten; sondern aus dem Gefühl der Verbundenheit mit
unserer Jugend., weil ich glaube, Euch in Eurer Ausbildung immer noch nutzen zu können.
Wir jungen Leute gehören zusammen!
Es ist eine Freude, an einer Schule wie der unsrigen zu unterrichten. Hier
arbeitet man um der Berufsausbildung willen, nicht um eine Berechtigung zu ersitzen. Hier ist man lernwillig.- Vor einigen Jahren war in einer Klasse eine
Kreidezeichnung an die Wand gemalt: Ein Schiff mit vollen Segeln, vor halbachterlichem Winde, mit schäumender Bugwelle. Darunter der Spruch:
Hie ward nicht bidreiht, ward nicht refft, bis wi dat Ziel to foten hefft.
Diese Einstellung zur Arbeit und das Gefühl der Verbundenheit von Dozent und Studierenden, sagen wir lieber persönlich von Schüler und Lehrer, müssen
zusammenkommen, um Eure Ausbildung erfolgreich zu gestalten.- Möge dieser Geist an unserer Ingenieurschule stets lebendig bleiben!
Ihre Vertreter überreichten mir alsdann zum Andenken an diesen Tag eine Schale mit der Inschrift: “50
Jahre für uns”. Diese schlichten Worte “für uns” haben mich tief beeindruckt. Bringen sie doch zum Ausdruck, was ich mit meiner Tätigkeit gewollt habe. Ich sehe, wir verstehen uns. Ich danke Ihnen für
den Beweis des Vertrauens, den Sie mir erbracht haben. Stets für Euch bereit!
Euer Heinrich Blasius
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