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1954: Ing. Oskar Mahrenholtz befolgt den Rat seines Mechanik-Lehrers

Oskar Mahrenholtz (geboren 1931 in Ostfriesland) hatte von 1946 bis 1949 eine Schmiedelehre absolviert und arbeitete danach als Maschinenschlosser bei einer Privatbahngesellschaft. “1951”, schreibt er rückblickend, “war es mein größter Wunsch, Lokführer zu werden. Das wäre ein Aufstieg gegenüber der Mechanikertätigkeit gewesen, obschon auch das Reparieren von Lokomotiven Spaß machte.”

Mit seinen ehemaligen Kommilitonen aus der Gruppe M6b an der
 Ingenieurschule Hamburg hat
 Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. mult. Dr. h. c. Oskar Mahrenholtz
 noch heute Kontakt, hier bei einem Besuch in der
 Nachfolgeeinrichtung anlässlich des 50. Examensjubiläums 2004
 (Klicken auf das Bild für weitere Informationen)Mit den “Lernheften TECHNISCHE SCHULE HILCHENBACH” bereitete er sich im Selbststudium vor und bestand (“zu seiner großen Überraschung”, erinnert er sich noch heute) die Aufnahme-Prüfung an der Ingenieurschule Hamburg. Das Studium, das er von 1951 bis 1954 absolvierte, hat ihm keine Probleme bereitet. Die aus dieser Zeit erhaltenen Zensurenlisten und die Erinnerung seiner ehemaligen Kommilitonen (“Der Oskar war schon damals ein Überflieger”) zeigen, dass ihm das Studium nicht schwer fiel.

“Ich merkte,” so erinnert er sich heute, “dass der Hintergrund nicht sehr stark ausgeleuchtet war. Es war mein Mechanik-Lehrer Dr. Karl Leiß, der mir den dringenden Rat gab, meine Grundlagenkenntnisse auszuweiten, also weiter zu studieren. Das habe ich getan - und bin ihm für seinen Rat bis heute dankbar. Wir hatten in Hamburg viele hervorragende Lehrer - die Kriegswirren hatten sie sozusagen angeschwemmt; sonst hätten wir diese Qualität wohl nie kennengelernt - aber Leiß ragte heraus, fachlich und menschlich.” Aus der konsequenten Befolgung dieses Rates ergaben sich die wieteren Stationen im Lebenslauf von Oskar Mahrenholtz:

  • 1954 - 1958: Studium der Wärme- und Verfahrenstechnik an der Technischen Hochschule Hannover; Studien- und Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung in Göttingen,
  • 1958 - 1966: Wissenschaftlicher Assistent, Wissenschaftlicher Rat an der TH Hannover,
  • 1966 - 1982: Ordentlicher Professor an der TH/TU/Universität Hannover, Direktor des Instituts für Mechanik,
  • 1982 - 1996: Professor für Mechanik und Meerestechnik an der TU Hamburg-Harburg, Leiter des Arbeitsbereichs Meerestechnik II,
  • 1996 - 2005: Lehrbeauftragter an der TU Hamburg-Harburg.

Wissenschaftlich hat Prof. Mahrenholtz auf folgenden Gebieten gearbeitet: Plastomechanik, Maschinendynamik, Aeroelastizität, Eismechanik, Wellenbelastung von Meeresbauwerken, Biomechanik, Numerische Methoden. Er hat über 60 Dissertationen betreut und ist Mitherausgeber zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Zeitschriften.

Herausragend ist sein Engagement für den Wissenschaftsbetrieb und die Forschung in der Bundesrepublik Deutschland: Prof. Mahrenholtz war von 1973 bis 1979 Mitglied des Wissenschaftsrates und hatte von 1977 bis 1979 den Vorsitz der wissenschaftlichen Kommission. In der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) war er von 1977 bis 1983 gewählter Fachgutachter und Vorsitzender des Fachausschusses “Allgemeine Ingenieurwissenschaften”, bevor er von 1983 bis 1989 Vizepräsident der DFG war. Von 1990 bis 1992 war er Präsident der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM) und von 1996 bis 2000 President ECCOMAS (European Community on Computational Methods in Applied Sciences) und war Präsident der ICIAM’95 (International Conference on Industrial and Applied Mathematics, Hamburg 1995). Von 1989 bis 2001 war er Delegierter der Bundesrepublik Deutschland im NATO Science Committee (das nebenstehende Bild zeigt ihn - rechts - gemeinsam mit dem Delegierten aus Dänemark).

Von den zahlreichen Auszeichnungen, die Prof. Mahrenholtz erhalten hat, soll hier neben den Ehren-Doktor-Titeln der Universitäten Saarbrücken und Rostock und der TU Krakau nur das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erwähnt werden. Er ist gewähltes Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland.

Weil diese Würdigung von Prof. Mahrenholtz aus Anlass der Feier zum Jubiläum “100 Jahre Ingenieurausbildung in Hamburg” geschrieben wird, das von den drei “Ingenieurschmieden” der Hansestadt gefeiert wird, soll zum Abschluss noch einmal darauf verwiesen werden, dass der gelernte Schmied Oskar Mahrenholtz zu allen drei Hochschulen eine enge Beziehung hat: An der Ingenieurschule Hamburg (heute Hochschule für Angewandte Wissenschaften) hat er von 1951 bis 1954 Maschinenbau studiert, und für die beiden anderen Hochschulen hat er in den Gründungsphasen wesentliche Funktionen übernommen: An der 1973 gegründeten Universität der Bundeswehr (heute Helmut-Schmidt-Universität) war er von 1973 bis 1974 Vorsitzender des Berufungsausschusses Maschinenbau, übte die gleiche Funktion von 1979 bis 1981 an der 1978 gegründeten Technischen Universität Hamburg-Harburg aus, war außerdem von 1979 bis 1982 Mitglied des Gründungssenats dieser Hochschule, um schließlich selbst einem Ruf auf eine Professur für Mechanik und Meerestechnik nach Harburg zu folgen.

Der Ing. Oskar Mahrenholtz, der 1954 die Ingenieurschule Hamburg verließ, gehört sicher als Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. mult. Dr. h. c. Oskar Mahrenholtz zu den profiliertesten Persönlichkeiten, die je in der Hamburger Hochschullandschaft gewirkt haben, ist als Wissenschaftler international hoch geachtet und hat Verdienste in der Forschungs- und Wissenschaftspolitik erworben, die ihn weit über Deutschlands Grenzen hinaus berühmt gemacht haben. 100 Jahre Ingenieurausbildung in Hamburg: In der ersten Hälfte der 100 Jahre hat Oskar Mahrenholtz in Hamburg studiert, in der zweiten Hälfte hat er die Ausbildung entscheidend mit geprägt.

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